Das Schwert der Familie Schroedter 1414 bis 2002

1414 1564 Vorbemerkung 1806 2002/03

1806

Franz Bartold Schroedter hatte 1756 verfügt, dass das Schwert "als Andenken fürstlicher Gunst" innerhalb der Familie auf seine Söhne und deren Nachkommen vererbt werden sollte. Er selbst vermachte es Ende der 1780er Jahre seinem Sohn, der Prediger in Ratekau bei Lübeck war. Das Pfarrhaus in Ratekau wurde im Jahre 1806 Schauplatz eines großes politischen Ereignisses: Der preußische General Blücher unterzeichnete gegenüber den damals unter Napoleon ganz Europa erobernden Franzosen eine Kapitulationsurkunde. Lübeck und auch Hamburg gerieten damals für einige Jahre unter französischen Fremdherrschaft.

Pfarrer Schroedter war zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr der Jüngste und sein Sohn Christian Wilhelm, der spätere Hufner in Wattenbek, berichtete: "Damals war ich gerade zum Besuch beim 80jährigen Vater und musste ihn bei dem hohen Militär einführen, nach der Kapitulation. 

Lübeck wurde am 6.November 1806 durch die französische Armee erobert

Blücher empfahl ihn den Franzosen mit den Worten: "Voilà que j'ai trouvé un vieillard digne et vénérable. (Sehen Sie, ich habe hier einen würdigen und ehrbaren alten Herrn vorgefunden.)" Das legendenreiche Schwert erhielt der Sohn Christian Wilhelm damals aus der Hand des Vaters "zum Andenken des 6.November 1806", dem ereignisreichen Tag im Ratekauer Pfarrhaus.

1842

Christian Wilhelm Schroedter war sich offensichtlich nicht sicher, dass das seit 1756 im Familienbesitz befindlichen Schwert auch in Zukunft mit der ihm zustehenden Sorgfalt behandelt werden würde. Er schrieb: "Allein, wer bürgt dafür, dass diese alte, an sich selbst wertlose Familien-Reliquie nicht in leichtsinnige Hände der Nachkommenschaft kommt." Deshalb bat er seinen älteren Bruder F. A. Schroedter, den späteren Kirchenpropst und Konsitorialrat, um seine Einwilligung für eine außerfamiliäre sichere Verwahrung des Schwertes. Der Bruder war einverstanden und so nutzte Christian Wilhelm im Jahre 1842 sein Zusammentreffen mit dem Landesherrn, dem dänischen König Christian VIII., in Plön auf dem Schloss, um diesem die Rückgabe des traditionsreichen Gegenstandes anzutragen. Der Landesherr lehnte dieses Ansinnen nicht ab und nahm das Schwert mit nach Kopenhagen.

1843

Nach über einem Jahr traf in Wattenbek ein gut verschnürtes Paket ein, in dem der Hufner Christian Wilhelm Schroedter sein Schwert und ein begleitendes Schreiben zurückerhielt. Der König hatte in Kopenhagen befohlen "zu untersuchen, ob das Schwert für eine Altertums- oder Waffensammlung einen Wert habe, und wenn das nicht der Fall sei, es dem Manne kostenfrei wieder zuzusenden". Offensichtlich war das Schwert nicht von besonderem Wert, denn "Schwerter, die die Jahreszahl 1414 tragen, sind nicht eben so sehr selten, auch ist der Stempel des Waffenschmieds, ein gekrönter Kopf, nicht ganz unbekannt." Außerdem war man in Kopenhagen der Ansicht: "Da das Schwert ein fürstliches Gnadengeschenk sei, so müsste es für die Familie einen besonderen Wert haben." Aber Christian Wilhelm hatte in dieser Hinsicht ja seine Bedenken und so suchte er nach einer anderen Lösung des Problems.

1844

Der Hufner Christian Wilhelm Schroedter schrieb dem Professor Christian Flor in Kiel und bot ihm als Leiter des dortigen "Museums für Vaterländische Altertümer" das Schwert an, das sich seit 1756 im Besitz der Familie Schroedter befand. Leider seien keine "unbestreitbaren, bebrieften und besiegelten Urdokumente für die Echtheit des Schwertes vorhanden", denn dann hätte das Museum in Kopenhagen das gute Stück sicherlich gerne selbst behalten.

Auszug aus dem Schreiben Christian Wilhelm Schroedters an den Kieler Professor Flor vom 27.11.1844

Den Professor Flor scheint dieser Mangel nicht gestört zu haben: Im darauffolgenden Jahr wurde im jährlichen Bericht der "Gesellschaft für die Sammlung und Erhaltung vaterländischer Altertümer"  dem "Herrn Hufner C.W. Schroedter in Wackenbeck" ausdrücklich für sein "interessantes Geschenk" gedankt. Schroedter war in Kiel nicht unbekannt, denn er hatte "von der Stiftung der Gesellschaft an, durch ausführliche Mitteilungen und vielfache Zusendungen einen so regen Eifer für ihre Zwecke an den Tag gelegt." Der Spender ist im Jahre 1845 sicherlich beruhigt gewesen, dass er für die "Familienreliquie" endlich einen sicheren Aufbewahrungsort gefunden hatte.

1878

Im Jahre 1845 befand sich das "Museum für Vaterländische Altertümer" in Kiel noch "im Hintergebäude des Adelshofes Flämische Straße 21". Es gab noch nicht allzuviel zu sehen und Interessierte konnten lediglich "sonnabends von 12 bis 13 Uhr um Einlass bitten". Diese schlechten Rahmenbedingungen haben sich wahrscheinlich erst 1877 geändert, als das Museum in das alte Universitätsgebäude in der Kattenstraße, in unmittelbarer Nähe des Schlosses, eingezogen ist. Das Schroedtersche Schwert hat zu diesem Zeitpunkt immer noch einen besonderen Wert für das Kieler Museum gehabt, denn 1878 heißt es in der Ausstellungsbeschreibung von Heinrich Handelmann: "Schrank I. Den Mittelpunkt bildet eine große Zange, gefunden auf dem Henkersbrook bei Zarpen. Darunter ein Richtschwert nebst Scheide, das der letzte Herzog Friedrich Karl von Plön seinem Kanzleidirektor Schroedter geschenkt hat."

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