Zwangsarbeit in einem Kieswerk 1939 – 1945

(am Beispiel der Baufirma Habermann & Guckes)

2. Die Belegschaft in den Jahren 1939/40

Der Artikel von 1939 endet mit den Worten: „Im Werk Bordesholm arbeiten rund 100 Mann, davon ist etwa ein Viertel Tschechen. Leicht ist die Arbeit gewiß nicht, obwohl die Maschinen die eigentliche Lastarbeit verrichten. Aber der feine Steinstaub, der dauernde Lärm, die Ungunst der Witterung und die Einförmigkeit mancher Verrichtungen müssen sehr in Ansatz gebracht werden. Für [die] 'Schönheit der Arbeit' sorgen hauptsächlich der grüne Wald und die köstliche frische Luft. Die Firma tut ein Übriges, indem sie Personenzüge einstellt, die einen Teil der Belegschaft an die Station bringt, indem sie anderen Gefolgschaftsmitgliedern Krafträder vermittelt, wohnliche Baracken errichtet und auch sonst die Belegschaft nach Kräften betreut. Die Männer des Werkes dürfen die Gewißheit haben, daß die Allgemeinheit Notwendigkeit und Segen ihres Wirkens wohl zu schätzen weiß.“[2-1]

Aus dem Artikel wird deutlich, dass sich die Struktur der Belegschaft seit 1933 drastisch verändert hatte: Während damals noch 105 Deutsche beschäftigt wurden, waren es im Sommer 1939 offensichtlich nur noch ungefähr 75. Die übrigen 25 Arbeitsplätze hatte die Firma inzwischen mit Tschechen besetzt, die von deutschen Behörden überwiegend als „Dienstverpflichtete“ ins Deutsche Reich beordert worden waren. Der Anteil der Einheimischen an der Belegschaft wurde nach dem Überfall auf Polen weiter reduziert, da die Männer als Soldaten in der Wehrmacht Kriegsdienst leisten mussten. Als Ersatz forderte die Firma beim Arbeitsamt in Neumünster weitere ausländische Zwangsarbeiter an und erhielt im Verlauf des Jahres 1940 (einmalig) 34 zivile Arbeitskräfte aus dem besetzten Polen.

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[2-1] HC vom 8.7.1939. Die Bezeichnung „Schönheit der Arbeit“ ist eine Anspielung auf das eigenständige Amt gleichen Namens innerhalb der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“.