Eingemeindung III: Die Agitation einer

Wattenbeker "Separatistenbewegung" 1967

Die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung wählte am 29.Juni 1967 als Überschrift für einen ihrer Artikel: "Vernunftehe" Wattenbek-Bordesholm? Ein Journalist der Zeitung hatte zu diesem Thema ein längeres Gespräch mit dem Bürgermeister von Bordesholm Völke geführt. Dieser hoffte, dass Bordesholm und Wattenbek in absehbarer Zeit gemeinsam als "Stadt" in Erscheinung treten sollten: "Wir können in kurzer Zeit 8.000 Einwohner vorweisen." Damit waren auch die 1.500 Wattenbeker gemeint, die nach Ansicht des Journalisten aber nicht sonderlich an dieser Verbindung interessiert waren.

Nach Ansicht von Bürgermeister Völke könnten "gerade die Wattenbeker aus einer solchen Vernunftehe profitieren", denn Bordesholm sei "eine wirtschaftlich gesunde Gemeinde". Dem Nachbarn falle es dagegen finanziell doch "etwas schwer". Ein Meister der Diplomatie scheint der Bordesholmer Bürgermeister nicht gerade gewesen zu sein. Da half auch der zusätzliche Hinweis nichts mehr, "dass bei einer gemeinsamen Verwaltung erhebliche Steuergelder gespart werden könnten und ein ansehnlicher Wirtschaftsraum entstehen würde." Aber zu diesem Zeitpunkt hatte er anscheinend bereits alle Hoffnungen auf eine erfolgreiche Realisierung des Stadtprojektes aufgegeben. Sein Vorwurf lautete, in Wattenbek habe "eine Separatistenbewegung Einfluss gewonnen" und diese werde zudem "von jenseits der Eider" noch unterstützt. Das war ein deutlicher Hinweis auf die Gemeinde Brügge. Bürgermeister Völkes Sprachgebrauch war also wenig diplomatisch und in Bezug auf die "Separatistenbewegung" auch noch falsch, denn eine Stadt Bordesholm-Wattenbek hatte es ja noch gar nicht gegeben.

Der Kartenausschnitt unten zeigt anschaulich, wie eng verzahnt die Bebauung der beiden Gemeinden durch den Bau der Finnhaussiedlungen im Gebiet Schlagholm, Grotenkamp, Willenbrook und Hasselbrook im Jahr 1966 bereits war. 

Im vorhergehenden Artikel erwähnt: Links oben die "Enklave" der Wattenbeker Meierei, die 1977 abgerissen wurde. Am rechten Rand in der Mitte die Brillenfabrik Helmecke.

Der Journalist machte sich jedenfalls auf den Weg nach Brügge, um diesbezüglich weiter zu recherchieren. Die Brügger spekulierten darauf, sich dem Amt Bordesholm-Land anzuschließen und waren der Idee nicht ganz abgeneigt, das Amt Bordesholm-Land nach Wattenbek zu verlegen und dort eine neues Amtsgebäude zu errichten. Diese Überlegungen waren allerdings "von Einsichtigen schlichtweg als Schildbürgerstreich" eingestuft worden. Bürgermeister Willrodt war von dem Besuch nicht sehr angetan und der Journalist der Landeszeitung musste resigniert feststellen: "Während sein Kollege in Bordesholm fast einen Nachmittag opferte, endete unser Gespräch in Brügge bereits nach fünf Minuten mit freundlichen, aber konstanten 'Weiß-ich-nicht' und 'Darf-ich-nicht-sagen'-Antworten". Ob es denn stimme, dass er für den Bau eines Amtes in Wattenbek sei, wurde Willrodt gefragt: "Das soll sich erst herausstellen." Und was er von den Planungen für eine Stadt Bordesholm-Wattenbek halte: "Darauf kann ich keine Antwort geben." Nur soviel war dem Brügger Bürgermeister zu entlocken: Bei einer Auflösung des Amtes Brügge wollte man auf keinen Fall mit dem Ort Bordesholm zusammengehen, sondern nur mit den umliegenden Bordesholmer Landgemeinden.

 Dieser Fall trat aber erst drei Jahre später ein, im Zuge der großangelegten kommunalen Verwaltungsreform in Schleswig-Holstein im Jahre 1970. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde wurde gebildet, die Grenze zum Kreis Plön neu gezogen und das Amt Brügge wurde aufgelöst.[1] Der Ort Brügge konnte sich dem Amt Bordesholm-Land anschließen und Wattenbek hatte sich erfolgreich gegen eine Vereinnahmung als Stadtteil von Bordesholm gewehrt.

Es bleibt die Frage, ob sich eigentlich bis zum Jahre 2002 im Verhältnis zwischen den Bürgermeistern aus Bordesholm, Brügge und Wattenbek Wesentliches verändert hat, oder ob alles beim Alten geblieben ist?

 [1] Hartmut Hildebrandt: Unser Amt Bordesholm-Land. Eine Reise durch die Verwaltungsgeschichte, Bordesholm 2000, S.137ff..

Legende zur oben abgebildeten Karte

siehe auch:

Eingemeindung I: Die geplante Eingemeindung nach Bordesholm 1937

Eingemeindung II: Die Idee einer Stadt Bordesholm-Wattenbek 1965